VGH Fotopreis Gewinner 2008

Patrice Kunte: Simson – ein Zweirad als Kult

Kurz gefasst

Begehrt, belächelt, begraben – eigentlich schien die Geschichte des DDR-Mopeds Simson nach der Wende beendet zu sein. Die Produktion wurde eingestellt und das ehemals heißbegehrte Fortbewegungsmittel verschwand von der Bildfläche. Patrice Kunte, früher selbst stolzer Besitzer zweier Simsons, beweist jedoch, dass es heute einen regelrechten Kult um das Kleinkraftrad gibt, und das nicht nur im Osten der Republik.

VGH Fotopreis Gewinner 2008

Mit seiner facettenreichen Bildserie "Simson – ein Zweirad als Kult" hat der 1985 geborene Fotostudent der Fachhochschule Hannover (FHH) den VGH Fotopreis 2008 gewonnen. Die mit den Fotochefs von F.A.Z., GEO, HAZ und mare prominent besetzte Fachjury um Professor Rolf Nobel (FHH) zeigt sich beeindruckt von der fotografischen Reife Kuntes, der alle Aspekte um den Kult mit dem Moped recherchiert und auf eindrucksvolle Weise visualisiert hat. 

Robert K. hat nach dem Umzug seiner Eltern neue Freunde durch seine Simson gefunden. Auf der Rallye Monte Lugau stellt er stolz sein Tattoo zur Schau.
Damals wie heute werden die Simson-Ersatzteile in den 40 m langen und 18 m hohen Regalen des ehemaligen Simson-Werkes in Suhl gelagert. Seit 1972 bedient Bergith R. die Transportkräne zwischen den zehn Regalreihen und behält den Überblick über die 7000 Artikel auf 4320 Paletten.
Die Leipziger Simsonfreunde Tino F. und Thorsten K. genießen das Simsontreffen mitten im Thüringer Wald in vollen Zügen.
Im Internet findet der größte Austausch unter Simsonfreunden statt. Der Simson-Stammtisch Hannover verabredet sich über einen Blog im Internet zu den monatlichen Ausfahrten.
Die Jäger sitzen am Waldrand auf einer Wiese und unterhalten sich bei Zigarette und Schnaps über den Wildbestand.
Die Motoren dröhnen. Unter Vollgas warten die SchwalbeDuos auf das Startsignal beim 17. Duo-Rennen in Emsen. Zweitausend Zuschauer feuern die 21 Männer und 7 Frauen auf der Rennstrecke an.
Die Fahrer der Schwalbe Duo müssen sich stark konzentrieren, denn die ehemaligen Kranken- und Behindertenfahrzeuge der DDR können in Kurven schnell umkippen.
Nach dem erfolgreichen Fischfang im dorfeigenem Angelteich fahren Vater und Sohn auf dem Moped zurück nach Hause.
Ein paar laute Simsons schocken hier niemanden mehr, denn Suhl (Geburtsstadt von Schwalbe und Co.) und Umgebung werden jedes Jahr von Simsonfreunden heimgesucht.
Auf Testfahrt: Jan S. prüft das Motortuning des 50 ccm-Mopeds, mit dem Ehrgeiz, das Beste aus der Maschine heraus zu holen.
Der Schwalben-Club Wadgassen e.V. beim Jahresausflug in der Pfalz. Die einheitliche Vereinsfarbe „Ral 4006“ macht den Club einzigartig auf dieser Welt.
Auf den Simsontreffen wird gezeigt, bestaunt und gefeiert. Den Auftakt der Simson-Saison bildet das Simson-Treffen in Suhl zum 1. Mai des jeweiligen Jahres. Dorthin reisen die Simsonfreunde auf ihren 60 km/h schnellen Mokicks teilweise bis zu 600 km weit.
Katharina K. schiebt ihren Kumpel an, damit dieser mit der schwächer motorisierten Schwalbe schneller den Berg hinauf kommt.
Seit der Wiedervereinigung restauriert der 70-jährige Jürgen H. Simson-Mopeds in seiner Werkstatt in Hannover. Bis zu 40 Motoren im Jahr regeneriert er bis auf das letzte Zahnrad und sorgt dafür, dass die 3,6 PS starken Mokicks wieder rund laufen.
In einem Berliner Hinterhof im Stadtteil Friedrichshain hat Henning F. seine Zweiradgarage, in der er Simson-Zweiräder auf Vordermann bringt.
Der 16-jährige Johannes B. fährt täglich zur Weide der Galloway-Rinder hinauf, um sich um die Herde seiner Familie zu kümmern.
Simson-Fahrer sind auch leidenschaftliche Bastler, so sitzen die Liebhaber oft bis tief in die Nacht in ihren Garagen, um an ihren Mopeds zu schrauben.
Kurz vor dem Start des Rennens stellt Sebastian S. die Zündung seiner Schwalbe-Duo noch einmal ein, weil sein Moped nicht anspringen will.
Fast 400 Kilometer hat der Kölner Janis R. auf seiner Schwalbe zurück gelegt, um den Auftakt der Simson-Saison in Suhl zu feiern.
Auf der 15. Rallye Monte Lugau dürfen die Fahrer keine Scheu vor Wasser haben, denn alle Rallye Teilnehmer müssen am Ende der 800 Meter langen Rennstrecke durch das ca. 30 cm tiefe Wasserloch fahren.

Patrice Kunte

1985 in Ueckermünde geboren

2001 – 2004 Abitur in Rostock

2004 – 2006 Wehrdienst, Marine

2006 – 2007 FHM-Akademie für Gestaltung, Bielefeld

seit 2007 Fachhochschule Hannover, Fachbereich Fotografie

https://patricekunte.de/

Der VGH Fotopreis

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