Jana Mai gewinnt den VGH Fotopreis 2023
Die ehemalige Fotostudentin Jana Mai gewinnt den diesjährigen VGH Fotopreis. In ihrem Projekt „Weil ich schon immer James war“ beschäftigt sich die 34-jährige Fotografin mit dem Thema Transidentität.Kurz gefasst
James: Wenn ich den Binder trage, fühle ich mich sicher, weil ich weniger Angst habe, dass jemand meine Brust durchschimmern sehen könnte. Auf der anderen Seite fühle ich mich aber auch eingeschränkt, weil er eng ist und je nach Aktivität Druckstellen hinterlässt. Vor allem im Sommer und beim Sport ist er eine große Belastung. Eine, die ich auf mich nehme, um überhaupt im T-Shirt rumlaufen und Sport treiben zu können.
Jana: Ein zentrales Bild meiner Arbeit ist das Portrait von James mit einem Brustbinder, mit dem er sich täglich teilweise unter Schmerzen die Brüste abbindet.
Expertenjury lobt einfühlsames Porträt
Das Fazit der Fachjury: „Die Fotografin Jana Mai überzeugt in diesem Jahr mit ihrer Serie ‚Weil ich schon immer James war‘, einem einfühlsamen Porträt eines jungen trans Mannes. Schon auf den ersten Blick spürt man das Vertrauen, das die Fotografin über Monate hinweg zum Protagonisten aufgebaut hat. Mai nimmt uns mit in private und familiäre Räume, zu Freund*innen und in das professionelle Umfeld von James als Musiker. Er ist auf jedem Bild zu sehen, und dennoch gelingt es dieser Arbeit, spannend zu bleiben und die verschiedenen Facetten seines Lebens zu beleuchten. Selbst die intimsten Momente begleitet Mai respektvoll mit ihrer Kamera. Die Bildbeschreibungen nutzt sie, um auch James selbst zu Wort kommen zu lassen – sie reflektieren ihren fotografischen Blick. James Lebenserfahrungen sind individuell, seine Geschichte ist einzigartig. Zugleich befasst sich die Arbeit von Mai mit zwei Themen, die aktuell und relevant sind und bleiben: Identität und Selbstbestimmung.“
Die hochkarätig besetzte Jury bestand in diesem Jahr aus Henner Flohr, Leiter der F.A.Z.-Bildredaktion; Cale Garrido, Autorin und Kuratorin für Fotografie; Lara Huck, Bildredaktion DIE ZEIT; Hannah Schuh, Visual Director ART – Das Kunstmagazin; Barbara Stauss, Studio Stauss und Reporter ohne Grenzen; Andreas Trampe, Bildredaktion des STERN, und einer Vertreterin der VGH.
James: Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, geht es nicht mehr darum, wer ich bin. Ich muss nichts mehr beweisen oder gesellschaftlichen Normen entsprechen. Ich kann einfach existieren, und das ist mit das Erholsamste für mich überhaupt.
Jana: James hat das große Glück, ein Umfeld gefunden zu haben, das ihn bedingungslos akzeptiert. Auch wenn dies nicht in allen Lebensbereichen und bei allen Menschen in seinem Leben der Fall ist, erfährt er wahre Anerkennung und Unterstützung.
Der Fotopreis der VGH Versicherungen ist mit 10.000 Euro bundesweit eine der höchstdotierten Auszeichnungen im Bereich Fotografie. In diesem Jahr wird er bereits zum 16. Mal exklusiv unter den Studierenden des Studiengangs „Visual Journalism and Documentary Photography“ (früher „Fotojournalismus und Dokumentarfotografie“) der Hochschule Hannover (HsH) vergeben. Mit ihrer exklusiven Förderung unterstützen die VGH Versicherungen den international renommierten Studiengang, der über einen deutschlandweit einmaligen Schwerpunkt im Bereich des visuellen Journalismus und der Dokumentarfotografie verfügt. Ausgehend von den Medien Fotografie und Video vermittelt der Studiengang multidisziplinäre visuelle Kompetenzen. Im Fokus stehen dabei journalistische und dokumentarische Erzählweisen.
“Wir freuen uns sehr über die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den VGH Versicherungen, die schon so viele Jahre unsere Arbeit im Studiengang unterstützen. Gemeinsam können wir mit dem VGH Fotopreis ein großartiges Forum für die Dokumentarfotografie in Hannover schaffen“, sagt Prof. Dr. Karen Fromm, Professorin des Studiengangs „Visual Journalism and Documentary Photography“.
James: Klavierspielen und Musizieren allgemein verkörperte für mich schon immer einen Rückzugsort. Egal in welcher Gefühlslage ich mich gerade befand, ich wurde stets aufgefangen und hatte die Möglichkeit mich auszudrücken. Manchmal mit, manchmal ohne Worte.
Jana: Der Umzug nach Hannover und die Aufnahme seines Musikstudiums waren Meilensteine in James‘ Leben. Sie ermöglichten es ihm nicht nur, künstlerisch zu wachsen und sich frei zu entfalten, sondern waren auch von enormer Bedeutung für seinen emotionalen und emanzipatorischen Prozess.
Projekte überzeugen durch hohe Qualität und Vielfalt
Termine:
Preisverleihung und Ausstellungseröffnung: 6. Dezember 2023, 19 Uhr
Ausstellung: 7. Dezember 2023 bis 14. Januar 2023
Ort:
GAF – Galerie für Fotografie
Eisfabrik
Seilerstraße 15d
30171 Hannover
Die Galerie ist donnerstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Ansprechpartner*in
Vita Jana Mai
Geboren 1989 in einer kleinen Siedlung in der Nähe der ehemaligen kasachischen Hauptstadt Almaty und aufgewachsen in Deutschland. Fasziniert und ergriffen von den Lebensgeschichten der Menschen auf vielen ihrer Reisen in Europa, Afrika und Asien, beschäftigt sich Jana Mai seither mit Fragen des kollektiven Gedächtnisses sowie dem Gefühl von Heimat und Zugehörigkeit und der Beziehung zwischen traditioneller Kultur und Identität. Bis Sommer 2023 studierte sie „Visual Journalism and Documentary Photography“ an der Hochschule Hannover. Im Jahr 2021 wurde sie mit dem World Report Award in der Kategorie „Student Award“ ausgezeichnet und erhielt in diesem Jahr das STERN-Stipendium.