Elias Holzknecht: Schnee von Morgen
VGH Fotopreis Gewinner 2020
Das Prinzip ist denkbar einfach. Feine Wassertröpfchen werden von Pumpen und Düsen in kalte Luft geschleudert, in Eiskristalle transformiert und auf Flächen verteilt. Einst das Nebenprodukt eines kanadischen Forschungsexperiments, sollte diese Technik bald wesentlich zur Expansion des Wintertourismus in den Alpen beitragen. Die Rede ist von der Schneekanone. Zum ersten Mal war es durch sie möglich, Schneeverhältnisse von Niederschlägen unabhängig zu planen. Kunstschnee war dabei als Ergänzung zum natürlichen Schneevorkommen gedacht. Heute, rund vierzig Jahre nach einer flächendeckenden Implementierung in den europäischen Alpen, ist es genau umgekehrt. Trotz weltweit steigender Temperaturen und dem Mangel an Niederschlägen nimmt die Kommerzialisierung der Skigebiete weiter zu. Ein sozioökonomisches Dilemma, in dem die künstliche Schneeproduktion eine Schlüsselrolle eingenommen hat.
Das Material, das dabei entsteht, ist optisch kaum von Naturschnee zu unterscheiden. Damit verwischt Kunstschnee die Grenze zwischen Natur und Konstruktion. Er schafft künstlich Erlebnisräume, wo es ohne ihn keine gäbe. Er verändert Landschaften dauerhaft und wirkt auf lokale Ökosysteme ein. Seine Bedeutung geht weit über eine rein ökonomische Relevanz hinaus.
Elias Holzknecht untersucht in seiner Arbeit „Schnee von Morgen“ den Wandel alpiner Landschaften. Er hinterfragt bestehende Stereotypen, kollektive Bilder und unser Verständnis von Natur. Das Ergebnis ist eine kontroverse Spurensuche durch die alpinen Regionen Österreichs, Italiens und der Schweiz nach Schnee und seiner Rolle im alpinen Gesellschaftssystem.